Weingut Seckinger

Freiheit meets Weingut Seckinger : Ein aufstrebendes Weingut in Deutschland


Es gibt wirklich nicht viele Weingüter in Deutschland, die einen solchen Raketenstart hingelegt haben. Ich lehne mich so weit aus dem Fenster der Freiheit und behaupte sogar, dass das Weingut Seckinger einen Hype produziert hat, der für unkonventionelle deutsche Weine seinesgleichen sucht. Wobei - Hype ist schon wieder ein viel zu kurzlebiger Begriff. Schließlich definiert sich ein Hype auch dadurch, dass er irgendwann wieder verfliegt. Ein Strohfeuer sozusagen, das irgendwann von der Realität eingeholt wird und sich den Regeln des Marktes unterwerfen muss. Und wenn ein Weingut absolut nichts mit einem Strohfeuer gemein hat, dann ist es dieses. Die Gründe dafür sind vielfältig.Jonas (26) und seine Brüder Philipp und Lukas führen das Weingut seit 2012 und haben es seitdem sukzessive und in einem beängstigenden Tempo an die Spitze der deutschen Weingutselite geführt. Spricht man mit Jonas über diesen Hype, merkt man, dass er oft selbst nicht genau sagen kann, warum und wieso. Bescheidenheit wie sie unpassender kaum sein könnte. Aber man kann erahnen, woher sie kommt.


Der Hype um deutsche Weine : Weingut Seckinger im Fokus


Denn die ersten Schritte des Weinguts waren laut Jonas alles andere als einfach. Brachiale Säurewerte in kompromisslos trockenen Weinen sorgten dafür, dass das an seichten Grauburgunder gewohnte Publikum fernblieb und selbst wohlwollende Freunde der Jungs anmerkten, dass man über den präsentierten Stil noch einmal nachdenken könnte. In nur neun Jahren vom experimentierfreudigen Ga ragenweingut zum Leuchtturm der deutschen Low-Inter ventionisten. Diese exponentielle Lernkurve ist mindestens ebenso beeindruckend wie das seit einigen Jahren gehaltene Spitzenniveau, von dem so manches Traditionsweingut heute noch träumt. Die Experimentierfreude ist geblieben, genauso wie besagte Grauburgundertrinker wohl bis heute nicht mit den Weinen warm geworden sind. Ach ja, und ein chaotisches Garagenweingut sind sie natürlich immer noch.


Die Weine der Seckingers: Avantgardistische Perfektion


Kommen wir zu den Weinen und damit unweigerlich zum önologischen Bullshit-Bingo. Es geht um das Thema Naturwein.

Nimmt man das dogmatische Mantra einiger Extremisten als Leitbild, dann besteht dieser nur aus Trauben und den weinbergseigenen Hefen, die sie vergären. Gepresst werden darf nur mit den Füßen oder mit der Korbpresse. Und nach diesen Grundsätzen sind die Weine der Seckingers keine Naturweine - und das ist, ehrlich gesagt, auch gut so! Dogmatismus hat im Weinbau und in der Kellerwirtschaft wenig zu suchen. Ich stelle jetzt mal jeglichen journalistischen Anspruch, der hier sowieso nichts zu suchen hat, hinten an und nenne das Kind beim Namen: Wenn ich jemals Brackwasser, welches sensorisch irgendwo zwischen handwarmem Wurstwasser und Hasenstall anzusiedeln ist, in den Himmel loben sollte, kann ich meinen Beruf als Kaufmann und Sommelier gleich an den Nagel hängen. Was Euch bei uns und einigen unserer Kollegen sicher nicht passieren wird, hat in vielen Ecken der Weinwelt leider Hochkonjunktur. Etiketten, die bunter und kreativer kaum sein könnten, von Winzern, denen die Pflege eines dogmatischen Weltbildes wichtiger zu sein scheint, als irgendeinen sinnvollen Beitrag zur Weinkultur zu leisten. Da fallen dann schon mal Sätze wie "It's natural, you have to accept the flaws!"


Biologischer und biodynamischer Weinbau bei Seckinger



Was das mit Seckinger zu tun hat? Sehr viel. Für mich sind diese Weine der genaue Gegenentwurf zu den eben genannten. Und das heißt eben nicht Schwefellimit, Reinzuchthefen und Sterilfiltration. Es ist vielmehr eine eigene, avantgardistische und perfektionistische Form des Weines, die kontrolliertes Nichtstun mit genauem Kalkül der önologischen Möglichkeiten verbindet. Das Ergebnis sind präzise, fehlerfreie und unglaublich tiefgründige Weine. Jonas und seine Brüder wissen, dass die Grundvoraussetzungen dafür gesunde Böden und Reben sind. Deshalb bewirtschaften sie diese seit 2014 biologisch und seit 2018 biodynamisch - schließlich hat Jonas einige Zeit im biodynamischen Vorzeigebetrieb Odinstal verbracht. Und nirgendwo kann man besser verstehen lernen, welch massiven Einfluss eine richtig umgesetzte Biodynamik auf die Rebe, den Boden und letztlich den Most hat, als bei der Koryphäe Andreas Schuhmann.


Rekultivierung vergessener Terrassenlagen bei Weingut Seckinger


Was sie hier gelernt haben, setzen sie in ihren Weinbergen um. Und auch die sind außergewöhnlich. Das Weingut hat es sich zur Aufgabe gemacht, alte, vergessene Terrassenlagen am Rande der Mittelhardt mit zum Teil erstklassigem Potenzial zu rekultivieren. Bestes Beispiel ist wohl die mit Riesling bestockte Petershöhle. Das Lesegut aus der Petershöhle und den anderen Spitzenlagen bildet die Basis dieses Erfolges. Von Hand gelesen, spontan vergoren, unfiltriert, ungeschönt, mit Schwefel behandelt. Vielleicht ist es das, was man unter dem nebulösen und polarisierenden Begriff Naturwein versteht?


Das Weingut Seckinger: Elite der deutschen Weinlandschaft


Ganz sicher ist es das sogar!

Denn das Weingut ist (mit einigen anderen) einfach das Ende der Fahnenstange dessen, was minimale Eingriffe und maximale Präzision vereint. Und das muss unser Anspruch sein, wenn wir über diesen Begriff sprechen.

Wie gesagt, mir wird ein bisschen mulmig, wenn ich sehe, wie schnell diese Weine das Land erobern. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis diese Jungs die Elite der deutschen Weinlandschaft bilden.

Uns und Euch wird es sicher nicht schaden und verdient hätten es diese Herzensmenschen allemal!

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